An Graf Reinhard 19. 11. 1828 (249)

[ Biedermann-Herwig Nr. 6271: Ihr lieber, innhaltreicher Brief [vom 10. 11.], Verehrter Freund! hat mich vorgestern ungemein erfreut; ich habe ihn sogleich [16. 10.] Goethen mitgetheilt und wir haben beyde ein wahres Fest der Freundschaft und Theilnahme gefeyert [19. 11.], da wir uns so lange nach Briefen von Ihnen gesehnt hatten. Goethe kann nicht genug die klare, ruhige Anschaulichkeit bewundern, die Sie, mitten in einem so bewegten Leben, der Schilderung des Faust [Chronik 23, 37] zu geben gewußt haben und ist Ihnen dafür höchst dankbar. Ich mußte ihm die ganze Stelle Ihres Briefes sogleich ausschreiben laßen ] . . .

Ihre freundlichen Äußerungen über die Pempelforter tragische Angelegenheit haben mich wahrhaft erquickt und getröstet . . . Möge inzwischen ein gütiges Schreiben Ihrer Theuren Gemahlin . . . günstige Diversion gemacht haben. Ich komme wirklich nicht zur Ruhe, bis ich den bösen Daemon bekämpft und entlarvt habe, der so boshaftes Verläumdungsgewebe angesponnen.

Aus dem Umstande, daß das in unsern Zimmern hängende Portrait Augustens ganz besonders mit aufgemuzt wird, schließe ich – und Goethe gibt mir nicht Unrecht – daß wohl sein Neffe Alfred Nicolovius, der es bey mir gesehen und zu Klatschereyen sehr inclinirt, so zu Berlin wie zu Bonn oder Cölln, jenen albernen Spuck aufgeregt haben möge. Doch dies entre nous.