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Sorets Erinnerungen.

8. Mai 1831.

[ Biedermann-Herwig Nr. 6832: Goethe erzählte mir sehr eingehend, welche Vereinbarungen er mit Eckermann getroffen hat, der Herausgeber seiner Werke werden soll; er ist jetzt mit dem Abschluß des „Faust“ beschäftigt, Eckermann soll zunächst alle wissenschaftlichen Schriften durchsehen, die gedruckten wie die ungedruckten [vgl. 15. April]; sie werden drei bis vier Bände füllen; dann kommen die ungedruckten Gedichte an die Reihe, Goethes Tagebücher usw.; alles zusammen wird etwa 15 bis 20 Bände ergeben. Goethe hofft, in zwei oder drei Jahren damit zu Ende zu kommen, wenn Gott ihn am Leben erhält; im andern Fall soll Eckermann ganz allein diese Arbeit fortsetzen. Eckermann sagt mir, die gesamten Manuskripte würden auf der Großherzoglichen Bibliothek in einem besonderen Koffer aufbewahrt, er bekomme dazu den Schlüssel und werde jedesmal die Manuskripte herausnehmen, die er zur Redaktion brauche. Die pekuniären Vereinbarungen mit den Buchhändlern wird, 536wenn Goethe sterben sollte, Herr von Müller übernehmen; Eckermann bekommt 5 Prozent [vom Honorar]. Herr Riemer soll den Goethe-Zelterschen Briefwechsel herausgeben. Die sämtlichen Briefe Goethes würden, von 1806 ab gerechnet, mindestens 20 Bände füllen; sie sind in diese Vereinbarung nicht mit einbegriffen; ebensowenig der Briefwechsel mit Schiller.

Im Lauf der Unterhaltung, als wir von Eckermanns Begeisterungsfähigkeit sprachen, sagte Goethe: „Ich hasse die Leute, die für nichts Bewunderung empfinden; ich habe Zeit meines Lebens immer alles bewundert.“ ]