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9/2766. An den Herzog Carl August

d. 5. Juli 89.

Wahrscheinlich haben Sie auf dem Walde Schnee gehabt, seit vorgestern scheint uns wieder die Sonne, man wird aber der Abwechslung so gewohnt daß man sich nicht mehr freut noch betrübt. Ich dencke immer mehr auf die Haus Existenz, das sich denn auch ganz gut für mich ziemt.

Mit der Messung des alten Schloßes geht es sehr vorwärts. Es scheint der Bau Controleur will zeigen daß er auch genau seyn kann. Wie ich seine Arbeit beurtheile, ist sie sehr brav und wir kommen auf diese Weise dem Zweck um vieles näher. Der Plan der ersten Etage des kleinen Flügels und des Corps de Logis biß an den Rittersaal ist beynahe fertig. Nun gehts an die Profile, dann an die untere und obere Etage.

In einigen Tagen dencke ich mit dem Prinzen zum Coadjutor zu gehn, dann nach Jena wenn mich die Wolcken secundiren.

Sobald ich höre daß Sie in Wilhelmsthal angelangt sind werde ich mich auf den Weg machen. In Eisenach hoffe ich Scylla und Charybdis vorbeyzuschiffen.

Von Tasso sind 3 Ackte ganz absolvirt, die beyden letzten noch in der Revision, noch wenige Tage, so 139 wäre denn auch dieses schwere Jahrwerck vollendet. Ich werde mit Bornstädt zufrieden ausrufen: soweit hätten wir sie.

[ Gräf Nr. 884: Faust will ich als Fragment geben aus mehr als einer Ursache. Davon mündlich.

Über alle meine übrige Arbeiten habe ich mir einen Plan aufs nächste Jahr gemacht. Wir wollen sehen wie weit wir es bringen. ]

d. 10. Juli.

Diese Tage hatte ich eine große Freude. Der junge Facius, der eine Zeitlang hier ist und Petschafte sticht, hat einen jungen Herkules Kopf nach einer antiken Gemme ganz über alle Erwartung schön in Stahl gearbeitet. Ich werde suchen ihn auf alle Weise vorwärts und wo möglich zum Steinschneiden zu bringen. Ihre Frau Gemahlinn will etwas für ihn thun und Sie versagen mir eine Kleinigkeit nicht nur um seine Existenz das erste Jahr zu sichern und ihn von der ganz gemeinen Arbeit zu befreyen, mit der er bißher sein Brod verdiente. Dieser Mensch soll uns Ehre machen.

Nun ist auch Herder wieder da, guten Humors, gesund. Ich hoffe das Beste für ihn und uns. In den ersten Augenblicken ist von der Hauptsache wenig gesprochen worden.

Heut Abend gedencke ich nach Jena. Montag komme ich zurück. Leben Sie recht wohl.

G.