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383. An Karl.

(Weimar) Sonnabend den 26. November 1808.

[ Biedermann-Herwig Nr. 2840: Du weißt wohl noch nicht, daß Goethe sein Geschäft beim Theater niedergelegt hat. Ich glaube wohl, daß er der großen Plage und beständigen Neckerei längst müde war. Doch hat es ihn hauptsächlich verdrossen, daß kürzlich der Herzog aus eigener Bewegung oder vielmehr aus Bewegung der Jagemann dem Sänger Morchardt auf eine etwas ungerechte Weise Arrest gegeben hat. Als einen Eingriff in seine Rechte nahm Goethe das übel, und da weder ihm noch dem Sänger Genugthuung geschah, so zieht er sich nun ganz ab. Unser Theater möchte nun leicht von seinem Ruhme verlieren. Wahrscheinlich übernimmt es nun die Jagemann selbst *)*) Am 17. Dezember schreibt Henriette: „Unsre Theaterhändel sind geschlichtet und es bleibt beim Alten.“ .

Denke nur, daß hier ein Franzos Lemarcand ist, der sonst in Erfurt war, der den „Doctor Faust“ ins Französische übersetzt. Er geht dabei nach Spanien und will aber immer von Zeit zu Zeit einen Bogen von seiner Uebersetzung an Goethen schicken, daß dieser ihn korrigiren soll. Wir haben den Goethe noch nicht darüber gesprochen, sind aber neugierig, was er zu diesem Feldzug sagt. Es soll schon ein ganzes Stück davon fertig sein. ]

Unsre Prinzessin läßt Dich vielmals grüßen. Sie will durchaus haben, daß Du Deinen Geburtstag bei uns celebriren sollst, und wir, Boschen und ich, wollen es auch haben, da wir nicht selbst kommen können und Dich doch so gerne wiedersehen möchten. – Der Prinzeß macht ihr Incognito in Deinem artigen Gedicht **)**) Wohl die Verse im „literarischen Nachlaß“ I, 81 f. großes Vergnügen. Es freut sie eigentlich nur Deine gute Meinung von ihr und nicht just die vom Publikum. –