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9/2806. An Friedrich Heinrich Jacobi

Solange habe ich dir nicht geschrieben und auch heute weiß ich nicht ob du ein vernünftig Wort von mir hören wirst. Meine Lage ist glücklich, wie sie ein Mensch verlangen kann. [ Gräf Nr. 896: Dieses Jahr habe ich mich durch manches durchgearbeitet. Die zwey letzten Bände meiner Schriften werdet ihr Ostern haben, nehmt vorlieb. Mir ist diese Epoche wichtig, ich habe damit vieles abgethan. ] Ostern betret ich auch die Bahn der Naturgeschichte als Schriftsteller; ich bin neugierig was das gelehrte und ungelehrte Publikum mit einem Schriftchen machen wird, das über die Metamorphose der Pflanzen einen Versuch enthält. Im Studio bin ich viel weiter vorwärts und 184 hoffe übers Jahr eine Schrift über die Gestalt der Thiere herauszugeben. Ich brauche aber wahrscheinlich Zeit und Mühe eh ich mit meiner Vorstellungs Art werde durchdringen können. Es soll mich freuen wenn du mich auch auf diesem Wege zu begleiten Geduld hast. In einigen Jahren wird sichs zeigen.

Daß die Französche Revolution auch für mich eine Revolution war kannst du dencken.

Übrigens studire ich die Alten und folge ihrem Beyspiel so gut es in Thüringen gehn will.

Meinen Tasso wirst du nun wohl haben.

Ich bereite mich zu einer kleinen Reise, wahrscheinlich gehe ich der Herzoginn Mutter, welche aus Italien zurückkehrt entgegen, und thue in diesem schönen Frühjahr einen Blick über die Alpen.

Lebe indeßen wohl und liebe mich.

W. d. 3. März 1790.

G.