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9/2879. An Georg Joachim Göschen

Ich danke für die mir übersendeten Bücher und die mir in Ihrem Briefe gezeigten Gesinnungen und wünschte daß ich dagegen etwas gefälliges erzeigen könnte. Es that mir leid daß Sie den kleinen Versuch der Metamorphose ausschlugen und ich war genötigt mich nach einem andern Verleger umzusehen und Verbindungen einzugehen die ich sogleich nicht lösen kann. Wahrscheinlich werd ich in der Folge ebensoviel in der Naturlehre als in der Dichtkunst arbeiten, ich habe von beyderlei Manuscripten manches vorräthig das aber erst ausgeführt und nur zur rechten Zeit ausgegeben seyn will. Auf Michael werde ich eine neue Theorie der Farben ins Publicum wagen. Ich kann Ihnen aufrichtig versichern daß ich sehr gewünscht hätte alles in Einer Hand zu sehen.

Ich habe einen größern Roman in der Arbeit und werde mehr Veranlassung finden für das Theater zu arbeiten als bisher.

Von meinen italienischen Reisen ist auch noch alles zurück. Ein Büchlein Elegien die ich in Rom schrieb, desgl. Epigramme die in Venedig entstanden, liegen auch noch da und warten auf den Zeitpunkt in dem sie erscheinen können.

Da, wie Sie selbst sagen, meine Sachen nicht so current sind als andere an denen ein größer Publikum Geschmack findet, so muß ich denn freylich nach den Umständen zu Werke gehen und sehe leider voraus daß sich der Verlag meiner künftigen Schriften gänzlich zerstreuen wird.

[ Gräf Nr. 900a: Meine ersteren habe ich nicht ausser Augen gelassen und korrigire ein Exemplar wie es mir die Zeit erlaubt, um von meiner Seite bereit zu seyn wenn eine neue Ausgabe für nöthig oder räthlich gehalten würde. ]

Ich wünsche Ihnen recht wohl zu leben und empfehle mich Ihrem Andenken.

W. d. 4. Juli 1791.

Goethe.

Die sechs Laubthaler habe ich nicht in den Packeten gefunden.