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R. 22. Juni 1808.11 Antwort auf Böttigers Schreiben, G.-J. IV, 326. Goethes Faust ist allerdings eine wahre und köstliche Bereicherung der deutschen Literatur. Eine Welt bewegt sich hier im Spiegel einer echt poetischen Seele vor uns. Nur das Intermezzo gegen den Schluß des Ganzen scheint mir, aller hübschen Einfälle ungeachtet, Goethes oder wenigstens dieses Platzes unwerth, zu geschweigen, daß man die meisten Beziehungen desselben nach wenigen Jahren nicht einmal mehr verstehen wird. Auch zerreißt es die tragischen Scenen viel zu sehr und, bei seiner Länge, sogar widrig. [ Pniower Nr. 273: Ob noch mehr zurückgeblieben? Ich glaube ja! theils aus einigen frühern Aeußerungen Gs gegen mich, die auf das jetzt Hinzugekommene nicht recht passen, theils weil Faust hier doch nur durch eine Stufe hinauf- oder vielmehr hinabgeführt wird; theils weil Gretchen doch nur im ganzen Werk als Episode erscheinen darf, wäre dies aber das Ganze, viel zu sehr herausgehoben wird. ]